Die Lage
Seit dem 27. November 2024 sind hunderttausende Menschen – Kurd*innen, Christ*innen und Ezid*innen auf der Flucht aus Aleppo, Tel Rifat und der Şehba-Region (nördlich von Aleppo im Nordwesten Syriens).
Dschihadistische Banden und Söldner der von der Türkei ausgebildeten und finanzierten sogen. Syrischen Nationalen Armee (SNA) terrorisieren und vertreiben gewaltsam die kurdische Bevölkerung und die 2018 aus Afrin vertriebene Bevölkerung, die seitdem unter prekären Verhältnissen in Flüchtlingscamps in der Şehba-Region lebten. Ihr Ziel ist mit Unterstützung der türkischen Regierung unter Erdogan die Zerstörung der demokratischen Autonomie von Nord- und Ostsyrien (früher Rojava).
Städtepartner- und -freundschaften mit Städten in Nordsyrien rufen zur Nothilfe für die geflüchteten Menschen auf
Die Menschen fliehen nach Nord- und Ostsyrien in das säkular und demokratisch regierte Gebiet der Selbstverwaltung. Bis zum 6.12. kamen in Tabqa rund 80.000 Menschen und in Raqqa über 100.000 Menschen an – und es werden immer mehr.
In einer Videokonferenz berichteten die beiden Ko-Bürgermeister von Tabqa und Raqqa von den dramatischen Zuständen vor Ort. Es fehlt praktisch an allem: Zelte, Decken, Matratzen, warme Kleidung, Hygieneartikel und Lebensmittel. Die Situation sei außer Kontrolle geraten, sie seien handlungsunfähig, weil sie nichts mehr hätten, um den Geflüchteten zu helfen.
Die Lage in Tabqa
Die Kleinstadt Tabqa beherbergt mittlerweile mehr Geflüchtete, als die Stadt Einwohner hat. „Wir haben kein sauberes Wasser, weder für die Geflüchteten noch für unsere Einwohner“, berichtet der sichtlich erschöpfte Ko-Bürgermeister von Tabqa, Ali Mahmoud. Die UN-Organisationen hätten einige wenige Gruppenzelte gebracht und hätten ansonsten nur Daten aufgenommen. Weitere Hilfe von internationalen Organisationen wie UNHCR, Unicef etc. ist nicht in Sicht. Die Menschen schlafen bei Minustemperaturen auf der Straße, in Gärten, Moscheen, Kirchen und Schulen.
Die Lage in Raqqa
Der Ko-Bürgermeister von Raqqa, Mohanned Al Shami Alhamd berichtete, sie hätten im Stadion Zelte aufgestellt, aber es gäbe auch dort viel zu wenig Zelte. Auch in Raqqa werden Geflüchtete in Schulen und Sporthallen untergebracht. Die Raumkapazitäten seien aber erschöpft. Auch in Raqqa fehlt es an allem zur Versorgung der Geflüchteten. Vor allem aber fehlen Medikamente und medizinische Geräte, der Gesundheitszustand der Geflüchteten sei schlecht.
Das Leid der Menschen nach jahrelangem „Krieg niederer Intensität“ ist groß. Sofortige Hilfe vor Ort sei dringend nötig, um die katastrophalen Folgen abzumildern.
Auch weitere Städte im Gebiet der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien wie Qamishlo, Kobane, Heseke u.a. hätten schon Geflüchtete aufgenommen und kämen an ihre Grenzen. Vor kurzem kamen viele Geflüchtete aus dem Libanon an, von denen viele die Stadt Dêrik im Newrozcamp aufgenommen hat.
Die Dschihadisten der Hayat Tahrir Al Sham (HTS)
Welche Bedrohung für die Menschen und die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien von den Dschihadisten der Hayat Tahrir Al Sham (HTS) ausgeht bzw. ausgehen könnte, sobald sie das Regime von Assad gestürzt haben, lässt sich zur Zeit nicht sagen. HTS ist aber entgegen ihren eigenen Aussagen auf jeden Fall keine demokratische Organisation, sondern ein Zusammenschluss von Kämpfern von Al Quaida, Al Nusra und dem IS. Sie sind für tausende Gräueltaten in den letzten 20 Jahren an der Zivilbevölkerung, speziell ethnischen und religiösen Minderheiten verantwortlich und haben die Errichtung eines syrischen, islamischen Scharia-Staates zum Ziel.
Dringende Unterstützung der Vereinten Nationen erforderlich
Der Ko-Vorsitzende des Büros für Camps und Migration der Selbstverwaltung hat die Vereinten Nationen und alle internationalen Organisationen dringend um Hilfe für die vor den Dschihadisten fliehenden Menschen gebeten, da die Versorgung der Hunderttausenden von Schutzsuchenden die Möglichkeiten der Selbstverwaltung bei weitem übersteigt. Er appellierte auch an die internationalen Mächte und insbesondere die Vereinten Nationen, den etwa 50 km südlich von Dêrik gelegenen Grenzübergang Til Koçer (Yarubiyah) zum Irak für Hilfslieferungen zu öffnen. Dies sei dringend notwendig, um die Binnenflüchtlinge zu versorgen. Dieser Grenzübergang wird seit Jahren auf russische und chinesische Initiative hin blockiert.
Die Menschen in Nord- und Ostsyrien -obwohl selbst unter Mangel leidend- versuchen ihren geflohenen Landsleuten mit den vorhandenen beschränkten Mitteln zu helfen. Hier gibt es den Link zu einem Bericht dazu aus Amude vom Nachrichtensender ARTA FM, den wir mit freundlicher Genehmigung übernommen und übersetzt haben.
In dieser Situation rufen auch wir, die Städtepartnerschaften von Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik (Berlin), Köln – Qamishlo, Oldenburg – Raqqa und die Städtefreundschaft Frankfurt – Kobane zu Geldspenden für die Geflüchteten in Nordsyrien auf:
Die Städtepartnerschaften Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik, Oldenburg-Raqqa und die Städtefreundschaft Frankfurt-Kobane bitten um Spenden für den Kurdischen Roten Halbmond
‚Heyva Sor a Kurdistanê‘ e.V.,
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE49 3705 0299 0004 0104 81
BIC/SWIFT: COKSDE33XXX
Betreff: Nothilfe Nordsyrien
Die Städtepartnerschaft Köln – Qamishlo bittet um Spenden für die
Kinderhilfe Mesopotamien e.V.
Volksbank Köln Bonn eG
IBAN: DE11 3806 0186 6402 4910 25
BIC: GENODED1BRS
Betreff: Nothilfe Nordsyrien