Seit dem Sturz des Assad-Regimes greift die islamistische, von der Türkei finanzierte sogenannte ‚Syrische Nationale Armee‘ (SNA) das Gebiet der Selbstverwaltung an – flankiert von Drohnen- und Luftangriffen der Türkei. Die Kämpfe mit der SNA konzentrieren sich auf ein Gebiet ca. 10 km westlich des strategisch wichtigen Tishrin-Staudamms am Euphrat. Aber auch in unmittelbarer Nähe des Damm greift die Türkei an.
Der Staudamm ist mittlerweile so stark beschädigt, dass er jeden Moment bersten kann. Große, besiedelte Gebiete entlang des Euphrats bis in den Irak hinein würden dann überflutet – ein humanitäres und ökologisches Desaster. Deshalb fahren seit Anfang Januar Menschen aus allen Gegenden von Nordostsyrien dorthin um den Damm durch ihre Anwesenheit zu schützen.
Am 19. Januar machte sich auch eine Gruppe aus Dêrik auf den Weg, darunter auch Beschäftigte der Stadtverwaltung. Bei den schweren Bombardements in die Menge von Zivilisten kamen auch 3 Menschen aus Dêrik ums Leben, mehrere Dêriker wurden verletzt. Am 25.1.25 fand in Dêrik eine große Trauerfeier statt.
Ein später ebenfalls verletzter Augenzeuge berichtete uns vom türkischen Angriff am Tishrin-Damm:
„Mein Name ist Ismail Mahmout, ich arbeite im Rathaus in Dêrik.
Wir sind mit 6-7 Leuten aus dem Rathaus zum Tishreen-Staudamm gefahren, um unsere SDF-Einheiten im Kampf gegen die islamistische SNA moralisch zu unterstützen. Vor Ort waren viele Zivilisten aus Qamishlo, Rakka und Kobane.
Über uns kreisten ständig türkische Drohnen. Man konnte die Kämpfe, die ca. 10 km vom Staudamm entfernt waren, bei uns hören. Dann bombardierte die Türkei mitten in die tanzende Menschenmenge. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen, unter anderem auch der bekannte Schauspieler Bavê Teyar. Die türkischen Drohnen unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und unseren militärischen Einheiten.
Sie haben uns mehrere Tage lang bombardiert. Am dritten Tag wurden auch wir direkt am Tishreen-Damm bombardiert, dabei sind drei Menschen aus Dêrik ums Leben gekommen und mehrere wurden verletzt. Diese ständigen Bombardements müssen endlich mal stoppen. Wir fordern eine Flugverbotszone über unserem Gebiet. Leider gibt es seit dem Sturz von Assad heftige Kämpfe gegen unsere SDF-Leute. Wir möchten, dass diese Kämpfe stoppen und verurteilen diese Angriffe auf uns.“