DIE INFORMATIONEN WERDEN IN KURZEN ABSTÄNDEN AKTUALISIERT
18.12.2024
In den Städten ganz Nord-Ost Syrien sind Hilfe-Comitees gegründet worden, um die Binnengeflüchtete zu organisieren. In der Stadt Dêrik haben die Bürgermeister ihren Hauptfokus nun auf die Versorgung und Unterbringung der Geflüchteten gelegt. Im Stadt Zentrum Dêrik ist ein Informations Zelt aufgebaut worden. Laut unseren Partnerinnen in Dêrik sind die Hilfekapazitäen schon in den Monaten vorher ausgeschöpft gewesen, daher sind alle in den Kommunen damit beschäftigt den angekommenden Familien die Grundbedürfnisse zu gewähren. Sowie Nahrung vorallem Milch für Kleinkinder, warme Kleidung und Unterbringung Orte werden weiterhin organisert.
Das Krankenhaus in Dêrik übernimmt und versorgt kostenlos weiterhin Bedürftige.
Am 22.12.2024 wird zu der akuten Lage einen Videokonferenz mit unseren PartnerInnen geben nach Dêrik geben, in der wir von Ihnen hören wollen, was konkret gebraucht wird und wie wir von hier aus Sie weiterhin unterstützen können.
Akute Zahlen der Binnenflüchtlinge nach Dêrik:
- Anzahl: rund 2.500 Menschen, anfangs viele Familien aktuell vereinzelte Gruppen.
(Die Zahlen steigen) - Unterbringung der Geflüchteten:
- In Schulen, die teils eigens für diesen Zweck geschlossen wurden.
- Im überfüllten Newroz-Flüchtlingscamp, wo nur vereinzelt noch Aufnahmen möglich waren.
- Der Großteil wurde bei Familien in der Stadt und im Umland untergebracht.
17.12.2024
In den USA ist man besorgt, dass die Türkei einen groß angelegten Einmarsch in die Selbstverwaltungsgebiete Nord- und Ostsyriens vorbereitet, berichtete das Wall Street Journal am Dienstag. Ein hochrangiger SDF-Vertreter hatte zuvor in einem Brief an Trump gewarnt, dass ein türkischer Einmarsch allein in Kobanê und Umgebung mindestens 200.000 weitere kurdische Zivilisten vertreiben würde.
De facto ist Kobanê bereits seit einer Woche im Belagerungszustand, weil mit der Eroberung von Manbij durch die islamistischen SNA-Milizen ein wichtiger Versorgungsweg der Stadt Richtung Aleppo abgeschnitten wurde. Die SNA hat auch den Tishrin-Damm am Euphrat beschossen und dabei die Elektrizitäts- und Wasserversorgung für Kobanê unterbrochen.
10.12.2024
In Dêrik sind bisher insgesamt 450 Familien (etwa 2.300 Menschen) angekommen, die vor den von der Türkei aufgebauten und kontrollierten islamistischen SNA-Milizen geflüchtet sind. Was sie berichten erinnert an den IS: Hinrichtungen, Folter, Entführungen und Lösegeldforderungen. Das ist auch nicht verwunderlich, weil sich nach der Niederlage des IS viele seiner Milizionäre in die Türkei oder in von der Türkei besetztes Gebiet flüchteten und dort vom türkischen Geheimdienst für die SNA rekrutiert wurden. Ähnliche Gräueltaten werden von den ebenfalls islamistischen HTS-Milizen, die den Regimeumsturz vor zwei Wochen in die Wege geleitet hatten, nicht berichtet. Bisher scheint die HTS sich an humanitäre Regeln zu halten.
Viele Geflüchtete sind in Privathäusern aufgenommen worden. Vor allem müssen aber Schulen als Quartiere benutzt werden, weshalb der Schulunterricht weitgehend eingestellt wurde.
Heute sind die Stadt und die Region Manbij, die letzte Region der Selbstverwaltung westlich des Euphrat, mit massiver türkischer Luftunterstützung von der SNA erobert werden. In den sozialen Medien kursieren Videos über die Hinrichtung Schwerverwundeter im Krankenhaus von Manbij.
8.12.2024
Flüchtlinge in Dêrik
In Dêrik sind aus den von der SNA bedrängten Gebieten der Selbstveraltung inzwischen 210 geflüchtete Familien (etwa 1.000 Menschen) angekommen. In der Stadt wurde ein Komitee gegründet, das sich um die Unterbringung und Versorgung dieser Flüchtlinge kümmert. In der nächsten Tagen werden wir Näheres darüber berichten.
Man freut sich natürlich auch in Dêrik über den endgültigen Sturz des Regimes heute, man ist aber auch grosser in Sorge, was die nächsten Tage und Wochen bringen werde. Auch heute haben ja türkische Kampfflugzeuge mehrere Angriffe geflogen und bei Manbij im Westen des Selbstverwaltungsgebietes, von wo die Flüchtlinge kommen, sind die SDF-Streitkräfte in heftige Abwehrkämpfe gegen die von der Türkei gelenkte SNA verwickelt.
7.12.2024
Zusammenbruch des Assad-Regimes
Offensichtlich ist das Assad-Regime kurz vor dem Zusammenbruch: Die islamistischen Truppen der aus Al Qaida hervorgegangenen HTS und der von der Türkei aufgebauten, finanzierten und kontrollierten sogenannten „Syrischen Nationalen Armee“ (SNA) haben inzwischen grosse Teile des Regimegebietes erobert und stehen bereits in den Vororten von Damaskus. Es ist noch unklar, wie sich die HTS, die sich im Moment moderat gibt, gegenüber der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien verhalten wird.
Massive Angriffe der SNA und der Türkei auf das Selbstverwaltungsgebiet
Besonders gefährlich ist allerdings die SNA. Sie greift derzeit mit türkischer Unterstützung massiv die Regionen Manbij und Tabka der Selbstverwaltung an. Nach Tabka und in das etwas weiter östlich gelegene Rakka, sind in den letzten Tagen bereits rund 200.000 Menschen aus der von der SNA eroberten Sheba-Region geflüchtet. Aus Sheba kommen Berichte über Verschleppungen von Frauen und von Hinrichtungen durch SNA-Angehörige.
Katastrophale Lage in den Flüchtlingslagern von Tabka und Rakka
In den Flüchtlingslagern von Tabka und Rakka ist die Nahrungs- und Hygiene-Lage katastrophal: Die verzweifelten Co-Bürgermeister beider Städte berichteten uns gestern, dass allein nach Tabka, das etwa 80.000 Enwohner hat, weitere 80.000 Menschen geflohen sind, Nach Rakka, mit etwa 400.000 Einwohnern sind rund 100.000 Menschen geflohen. Sie haben dort weder genug Lebensmittel noch Wasser und es fehlen Toiletten, Decken, Matratzen und Zelte. Wir rufen deshalb zusammen mit anderen Städtepartnerschaften hier zu Spenden auf.
04.12.2024
Türkischer Drohnenangriff auf Dêrik mit 2 Toten und 2 Schwerverletzten
Die Türkei eskaliert auch im Osten Syriens und hat heute unsere Partnerstadt Dêrik zum wiederholten Mal mit einer Drohne angegriffen. Lt. ANF gab es dabei 2 Tote und 2 Schwerverletzte in einer Autowaschanlage.
Aktuelle Lage der Flüchtenden
Was die Lage im Nordwesten Syriens betrifft, so hat heute der Ko-Vorsitzende des Büros für Camps und Migration der Selbstverwaltung die Vereinten Nationen und alle internationalen Organisationen dringend um Hilfe für die vor den Dschihadisten fliehenden Menschen gebeten, da die Versorgung der Hunderttausenden von Schutzsuchenden die Möglichkeiten der Selbstverwaltung bei weitem übersteigt. Er appellierte auch an die internationalen Mächte und insbesondere die Vereinten Nationen, den etwa 50 km südlich von Dêrik gelegenen Grenzübergang Til Koçer (Yarubiyah) zum Irak für Hilfslieferungen zu öffnen. Dies sei dringend notwendig, um die Binnenflüchtlinge zu versorgen. Dieser Grenzübergang wird seit Jahren auf russische und chinesische Initiative hin blockiert.
Die vorangegangenen Tage
Seit dem 27. November gab es eine eskalierende Kriegssituation um die nordwestsyrische Großstadt Aleppo. Zwar wird in den deutschen Medien darüber berichtet, man verschweigt aber wieder einmal die dramatische, genozidale Situation der kurdischen Bevölkerung rund um Aleppo.
Katastrophale Lage in Sheba
Nördlich von Aleppo befindet sich die kurdisch-arabische Region Sheba, direkt angrenzend an die kurdische Region Afrin. Letztere ist die Region, die bereits 2018 von der Türkei und ihren islamistischen Hilfstruppen völkerrechtswidrig überfallen wurde. In Afrin und auch in weiteren Regionen Nordwestsyriens kontrolliert seitdem die sogenannte „Syrische Nationale Armee“ (SNA) in einer Schreckensherrschaft die Region. Die SNA besteht aus Milizen, die von der Türkei aufgebaut, finanziert und kontrolliert wurden, bzw. werden. Meist handelt es sich um Islamisten bzw. Dschihadisten, mit denen nicht zu spassen ist, vor allem nicht für Kurden, Yeziden und Christen. Erste Videos zu dieser Situation gibt es hier.
Nach Sheba waren 2018 und danach viele Menschen aus Afrin geflohen und hatten dort seither in grossen Flüchtlingscamps gelebt. Diese Menschen – Hunderttausende – sind jetzt wieder auf der Flucht. Denn die SNA-Milizen haben Sheba umzingelt und die wenigen SDF-Kräfte dort sind nicht in der Lage die Menschen zu schützen. Die SDF versuchen jetzt diese nach Osten, in Richtung Tabka und Rakka zu evakuieren.
Schon jetzt ist klar, dass auch Dêrik, ganz im Osten des Selbstverwaltungsgebietes, viele dieser Flüchtlinge aus der Sheba-Region aufnehmen muss.