Die Städtepartnerschaft Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik e.V. verurteilt die Zerstörung von lebenswichtiger, ziviler Infrastruktur in Dêrik und im gesamten Gebiet der Selbstverwaltung von Nord- und Nordostsyrien durch türkische Kampfflugzeuge und Drohnen aufs Schärfste.
BVV Friedrichshain-Kreuzberg verurteilt die türkischen Angriffe auf unsere Partnerstadt
Am 18. Oktober 2023 verurteilte die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg mit grosser Mehrheit die erneuten Angriffe auf die zivile Infrastruktur unserer Partnerstadt Dêrik.
Mitglieder*innen unseres Vereins hatten zuvor auch von der Zuschauertribüne aus mit einem Transparent Unterstützung für Dêrik eingefordert.
Zerstörung des Covid-Krankenhauses von Dêrik
Am Donnerstag, den 5.10.23 war durch einen Luftangriff das Covid-19-Krankenhaus am Stadteingang von Dêrik komplett zerstört worden.
Zerstörung des zentralen Gaskraftwerkes der Region
Außerdem wurden am Freitag, den 6.10.23 ein nahegelegenes Umspannwerk und das ca. 30 km südwestlich von Dêrik gelegene zentrale Gaskraftwerk der Region bei mehrstündigen Angriffen durch Kampfflugzeuge und Drohnen weitgehend zerstört. Es entstanden Schäden in Höhe von mehreren Millionen Dollar. Der leitende Ingenieur des Kraftwerkes, Akid Abdel Majeed berichtet von 10 Angriffen, bei denen die Ölturbinen, die Entschwefelungsanlage und das Umspannwerk zerstört wurden. Ersatz-Turbinenteile seien in Syrien nicht verfügbar und könnten allenfalls auf dem internationalen Markt beschafft werden.
Das einzige, noch funktionierende Kraftwerk in Nordostsyrien versorgte bis zu seiner Zerstörung die gesamte Region mit Gas und Strom. Gleichzeitig war es auch Abfüllstation für die Gasflaschen der Haushalte. Schon im November 2022 war das Kraftwerk durch türkische Luftangriffe schwer beschädigt worden.
Zerstörung von Wasserpumpstationen
Bei Dêrik griffen türkische Kampfdrohnen auch die Wasserpumpstation im Ort Xana Serê, sowie die Dörfer Mîrka Mîra und Gir Zîro an. In Amûdê wurden Weizensilos attackiert.
Verschiedene lokale Medien meldeten weiterhin die Bombardierung von 29 Dörfern und Städten, 5 Umspannwerken, 7 Ölförderanlagen, 2 Trinkwasserstationen, einer Gasförderanlage sowie des Staudamms bei Cil Axa. Bis jetzt sind 15 Tote bestätigt.
Nordostsyrien von der Strom-, Wasser- und Gasversorgung abgeschnitten
Weite Teile Nordostsyriens sind inzwischen von der Strom-, Wasser- und Gasversorgung abgeschnitten, nachdem der türkische Außenminister Hakan Fidan am 4. Oktober die gesamte Infrastruktur Nordostsyriens nach dem Selbstmord-Anschlag auf das Innenministerium in Ankara zum legitimen Angriffsziel erklärt hatte. Ohne Beweise behauptet die türkische Regierung, die Attentäter seien von der Selbstverwaltung von Nord- und Nordostsyrien ausgebildet und geschickt worden. Damit begründet sie ihre Angriffe auf militärische und zivile Ziele in Nordsyrien und verpackt dies als türkisches Recht auf Selbstverteidigung.
Angriffe auf rein zivile Ziele sind Kriegsverbrechen
„Bewusste Angriffe auf rein zivile Ziele sind Kriegsverbrechen, egal, ob sie in Nordsyrien, in der Ukraine oder sonst wo stattfinden,“, äußert sich der Vorstand der Städtepartnerstadt. Die Zerstörung ziviler Ziele ist auch nicht durch das Recht zur Selbstverteidigung nach Artikel 51 der UNO-Charta gedeckt. Es handelt sich hierbei um völkerrechtswidrige Angriffe.
Dass die Menschen in Nordsyrien ohne Wasser, Strom und Gas kaum überleben können, dürfte für jeden Menschen klar sein. Wir befürchten in den nächsten Monaten eine weitere Zunahme von Geflüchteten nach Europa. Denn wo sollen Millionen nordsyrische Menschen hin, wenn Ihnen die Lebens- und Existenzgrundlage entzogen wird? In die Türkei oder ins syrische Regime-Gebiet können und wollen sie nicht. So bleibt nur die Flucht über den Irak ins Ausland. Eigentlich sollte unser aller Ziel sein, Fluchtursachen zu beseitigen und keine neuen zu schaffen.