
„Die Kunst der Solidarität“ am 22. Februar 2025 in Kooperation mit der SPORE Initiative in Berlin-Neukölln war unsere erste Veranstaltung in 2025. Trotz des ungünstigen Termins am Sonnabend vor der Bundestagswahl konnten wir rund 150 Gäste begrüssen.
Der Anlass
Anlass dieser Kunst- und Kulturveranstaltung mit Kunstauktion war, dass wir mit den Erlösen der Veranstaltung unsere Partnerstadt Dêrik beim Bau eines Geflüchtetendorfes unterstützen wollten. Das Dorf im Umland von Dêrik soll nämlich den seit November 2024 von der Türkei und ihren islamistischen Söldnern aus Afrin und Sheba (Nordwestsyrien) vertriebenen Menschen ein neues Zuhause geben.
Bekanntmachen mit kurdischer Lyrik
Die Veranstaltung sollte zum einen die Möglichkeit bieten, aktuelle kurdische Lyrik kennenzulernen, nämlich am Beispiel von Gedichten des Lyrikers Nezir Melle, die von ihm selbst auf Kurdisch und danach von Sprecherinnen in deutscher Übersetzung vorgetragen wurden. Seine Gedichte wurden von zwei Saz-Interpreten musikalisch untermalt. Als spezieller Gast trug auch noch der junge kurdische Lyriker Shahryar eines seiner Gedichte auf Deutsch vor.
Gleichzeitig mit dem Vortrag der Gedichte malte der seit einiger Zeit in Berlin weilende amerikanisch-kurdische Maler Lukman Ahmad live ein Bild, welches im Anschluss an die Lesung, zusammen mit vier weiteren seiner unserem Verein zur Verfügung gestellten Gemälde versteigert wurde.
Werner Heck als Auktionator
Dankenswerterweise hatte sich Werner Heck, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, bereit erklärt, die Auktion der Gemälde durchzuführen.
Thema „Kurdische Kunst“
Die anschliessende Pause bot dann die Gelegenheit, die hungrigen Mägen mit exquisiten Beipielen der kurdischen Kochkunst zu füllen, bevor ein von uns moderiertes Gespräch zwischen Lukman Ahmat und Znara Ahmed, Galeristin aus Erbil/Südkurdistan, über kurdische Kunst, verschiedene Aspekte der traditionellen und zeitgenössischen kurdischen Kunst und Kultur thematisierte. Insbesondere ging es darum, welche wichtige Rolle die Kunst gerade für die kurdische Gesellschaft hat, bekanntermassen einer Gesellschaft ohne eigenen Staat.
Erfreulicherweise kamen als Erlöse aus den Auktionen und Spenden insgesamt 1.710 € zusammen, die wir so schnell wie möglich für das Geflüchtetendorf nach Dêrik bringen werden.
Die Künstler*innen:
Nezir Melle stammt aus Amude/Nordostsyrien und kam 2004 nach Berlin.
Sein Studium der Agrartechnik absolvierte er 1987 an der Universität Aleppo.
Während seines Studiums war er Mitglied einer freien studentischen Kultur- und Kunstvereinigung, internationale Literatur mit dem Schwerpunkt Drama und Lyrik. In Amude war er als „Regisseur und Dramaturg“ einer kurdischen Laien-Theatergruppe tätig.
Nezir war Mitherausgeber des kurdischen Kunst- u. Kulturmagazin „Rojda“ und organisierte Kulturveranstaltungen (Lesungen von Lyrik, Theateraufführungen) und Seminaren zur Literatur in Rojava und Libanon.
Als Schriftsteller publizierte er diverse Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke. Die Theaterstücke wurden zu kurdischen Neujahrsfesten u. auf Kulturfestivals in Amude und Qamishli aufgeführt.
Aktuell arbeitet er in Berlin beim Diakonischen Werk im Bereich Kinderschutz und Inobhutnahme.
Lukman Ahmad stammt aus Hasaka/Nordostsyrien und lebt seit 2010 in den USA. Er ist Autodidakt in expressionistischer Malerei. In über 45 Ausstellungen in verschiedenen Ländern, darunter Syrien, Türkei, Kurdistan-Irak, Schweiz, Libanon und in den Vereinigten Staaten wurden seine Werke ausgestellt. Die Galerien und Ausstellungen reichten von Einzelausstellungen wie in Washington, D.C. mit der Foundary Gallery (2012), dem Voice of America-Gebäude (2015) und der Jerusalem Fund Gallery (2013); und Gruppenausstellungen wie die West Branch Gallery and Sculpture Park in Stowe, Vermont (2016), Artomatic in Maryland (2012, 2015 und 2016), das Ackland Art Museum mit der University of North Carolina (2011) und das Workhouse Art Center in Virginia (2014), The Jerusalem Gallery, Washington DC (2013-2019) und Artfactory, VA (2022)
Znara Ahmed stammt aus unserer Partnerstadt Dêrik. Sie ist Gründerin und Direktorin der Sêv Art Gallery in Erbil/Kurdistan-Irak, Kunstkuratorin und engagiert sich in der Förderung der angewandten Kunst in der kurdischen Gemeinschaft. Sie ist Absolventin der Abteilung Keramik an einer syrischen Hochschule für angewandte Kunst.